Gewaltfreie Kommunikation (GFK)

vgl. eine umfassende, aber etwas veraltete Materialsammlung zur GFK

2000 habe ich beim Internationalen Versöhnungsbund den Lehrgang Gewaltfreiheit besucht, weil mich damals Hildegard Goss-Mayr total beeindruckt hat. Sie ist für mich die Ober-Giraffe. In einem der letzten Module kam eine Teilnehmerin mit Kopien von Workshopunterlagen eines Marshall Rosenbergs und war begeistert von diesem Ansatz. Der Versöhungsbund in Wien organisierte ein Extra-Modul mit einem Salzburger Friedensforscher, der uns die GFK näher brachte. Mein Interesse war geweckt.

2001 habe ich dann einen Einführungsworkshop bei Klaus Karstädt besucht, das erste Modul der Trainerausbildung gemacht und dann eine Mediationsausbildung auf Basis der GFK in Steyerberg absolviert. Das alles während meines Studium, das sich hinzog. Ich habe mich auf den Zertifizierungsprozess des CNVC eingelassen und wurde 2005 zertifiziert. Ich habe mein Studium abgeschlossen und mich selbstständig gemacht.

Von 2005-2020 war ich dann zertifizierter GFK-Trainer vom CNVC. Ich habe einige Einführungsseminare angeboten und gleich 2x jährlich ein Basistraining von 3×3 Tagen. Aus diesem wurde dann die letzten acht Jahre eine Trainerausbildung mit insgesamt 24 Tagen im Jahr. Daneben habe ich im betrieblichen Bereich Einfühungs- und auch einige Vertiefungsseminare gegeben.

Seit 2015 kam immer wieder eine stärke Stimme in mir, dass ich „keinen Bock mehr“ auf die GFK habe. Vielleicht war mein Anspruch zu hoch, d.h. ich wollte die GFK leben, wenn ich sie schon lehre oder einige innere Wölfe konnten nicht mit der GFK mehr oder es war einfach zu lange in einem Feld. 2018 habe die die letzte Trainerausbildung durchgeführt und Ende 2020 habe ich meine Zertifizierung nicht mehr verlängert.

Nun bin ich freier, Teilzeit-Trainer GFK. Ich biete noch einige GFK-Einführungsseminare im betrieblichen Kontext an und arbeite mit meinen inneren Wölfe weiterhin mit IFS. Ich bin auch noch freier, andere Kommunikationshilfen in meine Workshops zu integrieren.
Seit 2018 steigt auch die Nachfrage nach Soziokratie und der KonsenT-Moderation, so dass ich da aktuell meine berufliche Heimat gefunden habe.

Vertiefende Materialien (von mir)

Und hier ein kleiner Überblickstext zur GFK mit einer Giraffe, die ab und zu auftaucht – ich liebe das 🙂

Ich liebe die Figur der Giraffe als Symbol für einen Menschen, der diese Haltung zu leben versucht. Giraffen sind die Landsäugetiere mit dem größtem Herzen und sind Vegetarier. Sie haben kaum natürliche Feinde, nur ein Löwenrudel kann einer einzelnen Giraffe gefährlich werden. Sie sind kraftvolle Herzensmenschen.

Die GFK ist ein Kommunikationsprozess, der folgende Vorteile bringt:

  • Win-Win-Lösungen
  • ein gegenseitiges Verstehen und Akzeptanz
  • Förderung der Kooperationsbereitschaft
  • Geklärte Beziehungen
  • Innere Klarheit in schwierigen Situationen
  • Konstruktives Konfliktmanagement
  • Partnerschaftlicher Umgang auf Augenhöhe
  • Emotionale Kompetenz

Kernstück der GFK ist das Vier-Schritte-Modell, das einen ehrlichen und wertschätzenden Selbstausdruck fördert und wirkliches Verstehen unterstützt.

So kann eine Botschaft wie: „Jetzt haben Sie schon wieder sich nicht an die Vereinbarungen gehalten!“ so übersetzt werden:

Wahrneh­mungSo neutral und objektiv wie mög­lich das Verhalten beschreiben, ohne zu bewerten„In der Teambesprechung hatten wir vereinbart, dass der Bericht bis zum 15.3. per Email an alle geschickt werden sollte. Heute ist der 16.3. und ich bisher den Bericht nicht in meinem Posteingang gefunden, nur einen Zwischenstand vom 12.3.
GefühlOhne VorwurfIch bin verärgert
Bedürfnis/ WertWas ich brauche, was mir wichtig istWeil mir Verlässlichkeit wichtig ist und ich gerne unsere Ziele erreichen möchte
Lösungsbitte, Strategie, um
das Bedürfnis zu erfüllen
Konkret, positiv formuliertKönnten Sie mir bis heute um 16 Uhr den Bericht schicken bzw. sagen, was Sie noch an Unterstützung brauchen, um den Bericht bis dahin fertigzustellen?“

Diese Vier-Schritte helfen eine Ich-Botschaft „gewaltfrei“ zu äußern, wobei es hier nicht nur um die Worte, sondern vielmehr um die zugrunde liegende Haltung geht. Diese Haltung verkörpert folgende Werte wie Wertschätzung, Selbstverantwortung für meine Gefühle und Bedürfnisse, partnerschaftlicher Umgang und die Unterstellung der „guten“ Absicht beim Gesprächspartner. Aus dieser Haltung möchte ich meinem Gegenüber begegnen, auch wenn seine Handlungen im Moment bei mir Ärger oder andere unangenehme Gefühle auslösen.

Neben dieser klaren und ehrlichen Ich-Botschaft ist es in der GFK wichtig, wirklich empathisch zuzuhören, die Gefühle und Bedürfnisse meines Gesprächspartners zu verstehen. Ich bin bereit, trotz meiner unangenehmen Gefühle das menschliche Antlitz des Anderen zu sehen, seine „gute“ Intention zu finden, ohne das konkrete Verhalten zu bagatellisieren oder gutzuheißen. Hier wird die Trennung zwischen Mensch als Wesen und sein Verhalten gut möglich.

Gerade das Zuhören kommt in unseren Gesprächen viel zu kurz und darauf wird in der GFK sehr wert gelegt.

Im spirituellen Kontext kann die GFK sehr hilfreich sein, das „Liebesgebot“ und „Mitgefühl“ in den unterschiedlichen Ausrichtungen praktisch im Alltag zu leben.

In der Wirtschaft wird die GFK auch Wertschätzende Kommunikation (WSK) genannt, weil der Beginn „gewaltfrei“ eher negative Assoziationen weckt.

Angebote in GFK:

  • (Einzel-)Trainings für Führungskräfte/ Mitarbeiter: Wertschätzend führen, Konfliktmanagement, Umgang mit schwierigen Kunden/ Mitarbeitern…
  • Mediation in Konflikten
  • Teamentwicklung auf Basis der GFK (mit/ohne integrierter Schulung in GFK)
  • Kulturwandel: Schulung aller Mitarbeiter und Führungskräfte in GFK, regelmäßige Übungsgruppen/ Supervision

Weiterführende Literatur/ Ressourcen