Diese Orientierungen bewegen sich eher auf der Ebene des Miteinanders: Wie wollen wir Gemeinschaft leben?
Natürlich kann es auch Überschneidungen zu den theologischen Orientierungen geben, weil es nicht immer trennscharf ist und die Theologie ja letztendlich Grundlage ist.
Augenhöhe von Laien statt Expertenhierarchie: Wir alle sind Laien und auf dem christlichen Weg. Einige haben vielleicht Theologie studiert, einige intensive Gebetserfahrungen. Jeder kann/darf aufgrund seiner Charismen und Fertigkeiten Verantwortung übernehmen. Allerdings gilt prinzipiell die Augenhöhe.
selbstorganisiert ko-kreativ statt hierarchisch-bürokratisch: Hier können alle selbstorganisiert ihre Projekte starten, einbringen und pflegen. Gemeinsam erschaffen wir Neues, solange es Anklang findet. Dafür braucht es keine große Genehmigungsverfahren. Das Miteinander basiert auf Selbstorganisation und gemeinschaftlichen Entscheidungsverfahren (wie z.B. KonsenT).
inklusiv statt exklusiv: Ich brauche mich nicht abzuschotten und mich gegen Irrlehren verteidigen, sondern ich bin katholisch im ursprünglichen Sinne „allumfassend“. Alle Erkenntnisse/Weisheiten aus der (positiven/transpersonalen/systemischen) Psychologie, Esoterik, anderen Religionen, der Wissenschaft können in ein persönliches Glaubensleben integriert werden.
hedonistisch & ethisch statt moralisierend: Gott hat die Klitoris erschaffen, ein Organ gänzlich für die sexuelle Lust. Das ist ein Beispiel für eine sexpositive Grundeinstellung zum Leben, die auch Teil des Christentums sein kann. „Und er sah, es war sehr gut!“ Es ist ja eine frohmachende Botschaft. Für den Genuss im Leben braucht es ggf. einen ethischen Rahmen wie z.B. in der Sexualität: safe, sane & consensual. Natürlich kann man/frau auch als Jungfrau in die Ehe gehen, aber das ist nicht eine christliche Vorgabe an das Leben, sondern eine persönliche Wahl und Ausprägung.
Dialogisch statt missionarisch: Unter Mission verstehe ich eine Manipulation des Anderen in dem Sinne, dass ich ihn/sie von einer bestimmten Sache überzeugen möchte und dafür auch bestimmte Aspekte schöner darstelle oder verschweige. Unter Dialog verstehe ich eine Begegnung mit dem Ziel für mich etwas zu Lernen, meinen Horiziont zu erweitern und einfach authentisch von meinem Leben zu erzählen. Ich habe keinen Veränderungswunsch beim Anderen, sondern inspiriere bzw. lasse mich inspirieren.
relativ statt absolut: Glaube wird immer in einer bestimmten Zeit und in einem bestimmten Milieu gelebt, daher ist es wichtig die jeweilige Perspektive sichtbar zu machen (vgl. Sitz im Leben/ Aktualisierung des Glaubens) und zu akzeptieren. Es gibt immer nur individuelle, zeitlich gebundene, keine absoluten Wahrheiten.
Eher politisch statt unpolitisch: Ein Zitat von dem Befreiungstheologen Dom Helder Camara: „Wenn ich den Armen Essen gebe, nennen sie mich einen Heiligen. Wenn ich frage, warum sie arm sind, nennen sie mich einen Kommunisten.“ Viele soziale Probleme basieren auf der ungerechten Verteilung von Vermögen und Zugang zu Ressourcen. Die Fage ist, ob Christen das System im Sinne von mehr sozialer Gerechtigkeit verändern oder Systemdefizite durch Wohltätigkeit ausbessern. Oder beides :-). Als Beleg für einen unpolitischen Zugang wird gerne Jesus Antwort auf die Frage nach den Steuern gesehen: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.“ (Mt. 22,21)