Innere Reisen nach Klaus Lange

Auf Inneren Reisen begegnet das bewusste Ich verschiedenen inneren Teilpersönlichkeiten (Perfektionisten, innerem Kind), Organen (Wirbelsäule, eigene Herz) oder Bildern von äußeren Personen (das Bild meiner Mutter). Diese Reisen vereinen Elemente von Phantasiereisen, schamanischen Reisen, Arbeit mit dem inneren Team und Teilen der GFK.
Für Klaus Lange sind die Reisen ein Kennenlernen der Seele, ein Bewusstwerden der eigenen Innenwelt, spirituelle Arbeit an sich selbst. In diesem Prozess geschieht Heilung, Verwandlung und Versöhnung mit bisher „stiefmütterlich“ behandelten Anteilen.
Ich habe diese Arbeit an mir selbst, in einem Seminar mit Klaus Lange und durch seine Bücher als sehr bereichernd und befreiend erlebt und möchte gerne einen idealtypischen Ablauf einer Begleitung vorstellen. Dieser kann ggf. mit Elementen der GFK (Fokus auf die Bedürfnisse) sowie der Arbeit mit dem inneren Team (Fokus auf einzelne Teile und den Kontakt damit) erweitert werden.

Der Reisende (R) liegt mit geschlossenen Augen auf einer Matte, der Begleiter (B) sitzt neben ihm und kann so dessen Mimik und Gestik gut verfolgen.
B: Wie geht es dir jetzt?
R: Ich bin aufgeregt und mein Herz wummert.
B: Dann sage mal: „Aufregung ich spüre dich!“ [Das Ansprechen erfüllt das Bedürfnis nach Akzeptanz. Es geht sehr stark darum, das Daseiende bewusst zu machen und anzuerkennen. Es gibt auf der Seite des Begleiters keine Richtungsvorgabe, sondern er geht mit dem, was der Reisende anbietet.]R: Aufregung ich spüre dich. [Das laute Aussprechen wirkt intensiver und erleichtert dem Begleiter das Mitvollziehen. Am Anfang mag es etwas ungewohnt sein, mit der Zeit legt sich das aber]
B: Wie geht es dir jetzt?
R: Mein Herz wird ruhiger.
B: Dann sag mal: „Ruhe, ich spüre dich!“
R: Ruhe, ich spüre dich.

B: Worum geht es dir jetzt? Was ist dein Thema?
R: Um meine Mutter und wie sehr ich sie hasse.

B: Sag mal: „Hass ich spüre dich!“
R: Hass, ich spüre dich.
B: Was macht deine Mutter? Oder woran erinnerst du dich?
R: Sie meckert andauernd mit mir. Tue dies, tue das, und das ist falsch und das könnte ich noch besser machen! Ich halt das nicht mehr aus! Sie soll endlich ruhig sein!

B: Was fühlst du, wenn du so daran denkst?
R: Hass und Widerwillen. Ich würde ihr am liebsten das Maul stopfen!
B: Dann mache es doch mal. [Es geht hier um die Innenwelt, den Umgang mit der inneren Mutter. Da ist alles möglich und nichts wirklich schädlich. So etwas würde der Begleiter nie in der Realität empfehlen, aber hier kann das sehr befreiend wirken und entspricht der Wahrheit des Moments]

B: Und was geschieht jetzt mit dir und der Mutter?
R: Sie läuft rot an und platzt. Ich bin froh und erleichtert.
B: Sag mal: Erleichterung, ich spüre dich!
R: Erleichterung, ich spüre dich.

B: Stell dir mal vor, deine Mutter ist wieder lebendig und würde wieder mit dir schimpfen … Wie geht es dir jetzt?
R: Schlecht, aber nicht mehr so stark wie vorhin. Es nervt noch immer!
B: Dann sag mal: Genervt sein, ich spüre dich
R: Genervt sein, ich spüre dich.

B: Bist du bereit, mal was auszuprobieren? Sag der Mutter: Mach mit mir, was du willst! [Sich dem Schlimmsten aussetzen führt oftmals zu erstaunlichen und heilsamen Erfahrungen] Aber nur wenn es passt. Du kannst auch jederzeit aufhören [Das Tempo und die Intensität bestimmt immer der Reisende. Der Begleiter ermutigt nur dazu].
R: Mama, mach mit mir, was du willst!
B: Was passiert jetzt?
R: Mama schimpft stärker und stärker. Ich werde kleiner und kleiner. Dann haut sie noch mit nem Stock auf mich, ich schrumpfe weiterhin. Dann zertritt sie mich wie ein Insekt. Ich bin nur noch Matsch, aber es tut nicht weh. Ich spüre gar nichts.

B: Und was fühlst du jetzt?
R: Auch wieder erleichtert!
B: Sag mal: Erleichterung, ich spüre dich!
R: Erleichterung ich spüre dich.

B: Kannst du dir vorstellen, dass deine Mama so reagiert, weil sie sich selbst nicht oder kaum spürt, sie überfordert ist?
R: Ja… irgendwie scheinen bei ihr die Sicherungen durchgegangen zu sein.
B: Kennst du das von dir selbst?
R. Puh…. Ja, das passiert mir auch ein paar Mal.

B: Wie geht es dir jetzt, wenn dir das bewusst wird?
R: Ich bin erschüttert und traurig. […] B: Und hat sich deine Mutter verändert?
R: Ja, sie wirkt irgendwie weicher!
B: Das ist deine innere Mutter…, die hat wenig mit der äußeren Mutter zu tun. Wie geht’s dir, wenn du deiner inneren Mutter begegnest?
R: Überrascht und ich bin von ihr angezogen, fühle mich wohl bei ihr.

B: Sag mal: Wohlfühlen, ich spüre dich.
R: Wohlfühlen ich spüre dich
B: Und kannst du dir vorstellen, dass diese innere Mutter schon immer bei dir war, dein ganzes Leben lang?
R: Ja…

Grundsätze

  • in der Gegenwart bleiben
  • eins nach dem anderen
  • auf die Gefühle konzentrieren und laut aussprechen lassen
  • mit den Impulsen des Reisenden gehen
  • Formulierungshilfen als Orientierung/ Anregungen nehmen
  • alles passiert im Innern, da kann nichts wirklich geschehen – Abbruch ist jederzeit möglich

Formulierungshilfe

  • Es gibt eine Reihe von Standardsätzen, die immer wieder eingesetzt werden können.
  • Wie fühlst du, wenn…
  • Dann sag einmal: [Gefühl], ich spüre dich! [Gefühl], ich spüre dich und mag dich aber nicht!
  • Was denkst du gerade?
  • Und was passiert jetzt?
  • Kannst du sagen: xy mach mit mir, was du willst?

Übungen

  • jeder für sich: Eine Reise zu einem Organ/ Kontakt zu einer bestimmten Person und dann im inneren Gespräch bleiben (ähnlich wie Giraffe mit Wolf)
  • eine Begleitung durchführen, ggf. mit Beobachter

Materialien/ weiter Infos
Klaus Lange hat vier Bücher zu Inneren Reisen geschrieben, die alle über ihn bezogen werden können. Dabei ist „Herz, was sagst du mir!“ so was wie ein Grundlagenwerk.
In jedem der von ihm selbst verlegten Bücher hat Klaus Lange einen Leitfaden zusammengestellt, wie Innere Reisen ablaufen könnten.
Daneben hat er auch 7 CDs mit angeleiteten inneren Reisen besprochen.
Man kann die CDs jetzt nur noch als MP3s hier bestellen
Klaus Lange ist im August 2014 leider verstorben.